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Buchrezension „Der letzte Prinz“
Samira Begman: Dialog mit der Vergangenheit auf der Suche nach der Wahrheit über die Zukunft
Autorin: Zlata Zunić
„Der Weise spricht so viel, wie der Gesprächspartner versteht!“
Die neueste Saga über den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse von der Autorin Samira Begman reicht mit seinem historisch-poetischem Bach bis zu den Märchenzeiten des mittelalterlichen Bosniens. Dort, an der Dreiländergrenze der Welten, nistete sich die Philosophie ein von der religiösen Lehre über das Licht, das aus der Dunkelheit geboren wurde. Durch die Zuwendung zur Liebe und Güte, den Quellen der Schönheit vom Lebenswandel, führt uns Begman ein in eine bereits vergessene Welt der Verbannung von Dichotomie. Darin triumphiert das Gute als Prinzip der verfeinerten und melancholischen Dimension künstlerischer Suche nach den Schlüsseln des Glücks. Diese bleiben immer nur einen Fingerbreit über den Möglichkeiten des Menschen sich zu entscheiden, das Dilemma zu lösen, welchen Weg er wählen soll. Erst die subtile Rüge oder der unabsichtliche Fluch der Gerechten stellt die zerstörte Balance wieder her zwischen der Eitelkeit, der Grobheit und des Hochmuts auf der einen, sowie dem Gesetz über die kosmische Harmonie auf der anderen Seite. Diese Harmonie erhält im Universum das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit, Geburt und Sterben, Sterblichkeit und Unsterblichkeit, Materielles und Spirituelles.
Die Geschichte über den letzten bosnischen Prinzen findet im Heimatland der Autorin statt. Dort lebt immer noch der Geist des zoroastrischen Dualismus' von Mythen und Legenden. Diese handeln vom ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, gesprossen in der manichäischen Kultur vom mittelalterlichen Bosnien. Ihr Ideal ist vererbt und in der mentalen Struktur des Egos als subtile Dimension der Welt eingebaut. Diese Welt liegt ausserhalb der Sinneswahrnehmung, des Geistes und Intellekts, also auf dem Niveau der intuitiven Erkenntnis. Die allegorische Art, in der die Autorin schreibt, hat nicht selten die Architektur eines komplexen und tiefen Symbols, einer Personifizierung, einer erweiterten Metapher – die Architektur von Ereignissen am Rand des epischen Hörensagens, die ihre eigene Erkenntnis sind, durch eigene Erfahrung durchlebt, in turbulenten Zeiten historischer Brüche. Diesem entnimmt sie ihre ideell-philosophischen und moralischen Kriterien, welche sie in ihr eigenes Wertsystem umgiesst, woraus unerschütterliche Geistigkeit herauswächst. Mit dem Stil einer Kennerin der Kulturgeschichte dieser Räume, worüber alle Aufwallungen und Brüche von Kultur-, Ideologie- und Rassenbarrieren umbrachen in einen duldsamen Gang zu irgendwelchen anderen und vermenschlichten, aber mächtigeren Richtlinien der Zivilisation, kehrt Begman zurück zum ursprünglichen bosnischen Wesen und seiner Inkarnation der Güte als Hauptprinzip, welches nicht verschwunden, sondern erst vorläufig infolge der Ereignisse zu diesen verhängnisvollen Turbulenzen auf dem Balkan unterdrückt ist, um als bedeutsamer Faktor der avantgardistischen, neuzeitlichen, romantischen Poetik des Engagements der Autorin zu erscheinen.
Der Weg des Protagonisten in der Saga über den letzten bosnischen Prinzen bis zur Selbsterkenntnis ist durch einen schmerzhaften und duldsamen Prozess bedeckt, worin die eigene Grösse in sich zusammenfällt. Deswegen verwahrt er sich, wie noch kein Herrscher vor ihm, gegen seine Freunde und Familie, was der beendete prophezeite Fluch ist, der bei Überheblichen eintrifft. Dadurch transformiert sich die kosmische Zelle in ihr Gegenteil, und deshalb ist für eine neue Balance ihr Replizieren notwendig. Denn sie werden nur durch Strafe wieder Teil des Universums. Durch ihre Grobheit ist die Integrität der Persönlichkeit des Gerechten tief zerrüttet, so wie beim Bauernsohn Besohn. Als dieser den König Radischa sieht, wie er machtlose Tiere tötet und selber unbewusst sündigt, verflucht er den Gewalttäter, dass er sich in einen bedeutungslosen Marienkäfer verwandelt, wobei er sich nicht glücklich fühlt, als der Fluch einzutreffen beginnt. Das tiefe und wahrhaftige Gefühl der Konsternation begleitet ihn sogar auch nach der Begegnung mit Prinz Marienkäfer, der darauf besteht, ihm mit seinen besonderen Sinnen zu helfen, die Wahrheit und die Lehre zu erkennen. Denn Besohns Reinheit, Rechtschaffenheit und Mitgefühl führen ihn noch in jungen Jahren zum Meister Klaatsch, der ihn ins Geheimnis einweiht, dass das Böse nicht schaffen kann, sondern lediglich vergeudet. Dort macht Begman eine Mistral-Verbindung zwischen Vergehen, verkörpert in der Gestalt des letzten bosnischen Prinzen sowie in der Strafe, aufgrund welcher er seine eigene Mission entdeckt:
„Alles hat eine tiefere Bedeutung, selbst dann, wenn wir sie nicht erkennen und es uns scheint, als wäre alles von Übel. Die Trauer eines guten Menschen vereint sich einmal mit derjenigen eines bösen. Daraufhin erweicht das Herz des Übeltäters, und seine Leidenschaft wird besänftigt. Das Leid bringt das Glück hervor, aber nur dann, wenn man für sich und für andere nach dem Glück trachtet.“
In tiefer Resignation die unbegreifliche Diskrepanz zwischen dem Individuum und Universum verbildlichend, enthüllt uns die Autorin durch die Erzählung eines reifen Schöpfers die ewigen Wahrheiten über die Einsamkeit, Ohnmacht, Ungerechtigkeit durch die vergessene Prophezeiung, welche der Meister dem Besohn erzählt:
„Es wird die Zeit kommen, da werden die Menschen schwach und machtlos sein, so dass sie dem Einfluss himmlischer Körper von der dunklen Seite zufallen werden. Und ihr Verstand wird sich trüben und ihr Sehvermögen wird sich vermindern. Die Illusion wird das Wissen bedecken und die Sprachen verdunkeln, so wird niemand den anderen verstehen. Es werden die Pfeiler einstürzen, auf denen dieser himmlische Körper und diese Menschheit ruhen: Wahrheit, Reinheit, Gnade und Weisheit. Und es wird eine neue Menschheit auf den Pfeilern des Sieges, der Macht, des Reichtums und des Ruhms entstehen. Und dieser himmlische Körper wird abmessen, auf ihre Markierungen einschlagen und die abgetrennten Teile nach sich benennen. Aber der Teil auf seiner Kerbe, wo das Wasser des Lebens und der Allgegenwärtigkeit zusammenfliessen, wird nach dem Wasser benannt. Und für immer wird in dieser Erde alles zugegen sein, was auf diesem himmlischen Körper zusammengeflossen und verdampft ist, um ihm Mass und Spiegel zu sein.
Und wenn der entscheidende Kampf zwischen Gut und Böse geführt wird, werden sich die himmlischen Portale auch in der Erde öffnen, die den Namen trägt, der das Leben bedeutet. Dann wird sich das Wort erheben und die Macht des Schöpfens haben, genau wie jetzt. Dann werden sowohl die Menschen als auch die Geister auf dem gleichen Feld ernten, und jene, die nicht sehen, werden Wunder sehen.“
Der Kampf zwischen Gut und Böse ist eigentlich der Kampf unserer eigenen Lebenserfahrungen. Er ereignet sich aus dem Inneren, ist jedoch in die äussere Welt als Manifestation gesamter Taten oder Untaten projiziert. Eine der Hauptwaffen in diesem inneren Kampf sind die Identifikation und Interpretation, in welcher die Persönlichkeitstransformation durch Degradation oder positiver Progression stattfindet, worüber Begman in Form eines Dialogs überzeugender philosophischer Erzählung schreibt:
„Was, kannst du etwa Gedanken lesen?“
„Ja,“, antwortete Marienkäfer, „jeder Gedanke, Wunsch und jedes Gefühl stellen eine Kraft dar, die sich durch eigene Wellen, schallende Schwingungen und Farben ausdrückt. Das menschliche Auge kann diese Farben nicht sehen und das menschliche Ohr kann diese schallenden Schwingungen nicht hören. Doch instinktiv kann man diese Wellen spüren, aber ohne entwickeltes Gehör und Sehvermögen ist der Mensch nicht in der Lage sie zu erkennen. Diese Wellen trachten danach, sich mit Gleichem oder Ähnlichem zu vereinen. Dadurch werden sie noch stärker, und so schafft diese Kraft unsere Wirklichkeit.“
Soweit das Gedächtnis dieser Welt reicht, wird die Tugend an Sieg, Reichtum, Ruhm und Macht gemessen. Die Machtlosigkeit der Autorin infolge tragischer Ereignisse in der Heimat, mit Trauer und Verbitterung sowie eigenartiger Empörung, bleibt umhüllt von nebligen Erinnerungen an die Geschichten aus uralter Zeit über Bescheidenheit und Demut, welche im Wertsystem des New Age Paradigmas eine fast groteske Konnotation reinkarnierter neuzeitlicher Tugenden dekadenter Führungselite bekommen haben. Als Schriftstellerin, engagierte kulturelle Gesandte, komponiert Samira Begman eine völlig eigene Sicht auf die Welt, die sie durch einen hoch ethischen philosophischen Einschlag über das historisch festgelegte kollektive Bewusstsein und seiner Äquivalenz in persönlichen und sozialen Verhältnissen der Individuen gestaltet, durch subjektives Erkennen und Annehmen universaler Moralwerte. Vielleicht illustriert das am besten ihre Überlegung über Bosnien und den Bosniern, die verfluchten, anzündeten, vernichteten: Päpste, Kaiser, Könige, und die Überlebenden kehrten immer wieder zu ihrem Starrsinn zurück. Im Nachhinein formten sie einen relativ geschlossenen Verband, als Inseln in der Welt der Dauerdrohungen. Besonders wertvoll ist der Abschnitt, worin Besohn mit Marienkäfer als Begleiter Gesprächspartner zu finden versucht, denen er die Weisheit der Grossväter übermitteln würde, so lange wie er mit der Leidenschaft an seine Absichten gebunden ist, aus welchen Vortrefflichkeiten die Generationen auch sein mögen. Als er spürt, dass er von seiner Suche ermüdet, wendet sich Marienkäfer an Besohn, bereit die Wahrheit zu empfangen. Er erklärt ihm, dass der Mensch mit seinen Taten eine Spur in Raum und Zeit zurücklässt:
„Sie selbst haben es aufgeschrieben, mit ihrer Tat und ihrem Leben. Sie woben den Faden des vollendeten Menschen in die Qualität und in das Wesen dieses Planeten ein. Und er wird für alle Zeiten auf die Menschen wirken, die ihr Herz von den Eigenschaften der Dunkelheit gereinigt haben und danach trachten, die Fackel zu sein, die anderen leuchten wird.“
Die Autorin spricht nicht in der Sprache ethnischer, sondern moralischer und philosophischer Richtlinien. Damit bestätigt sie die Religion der Gleichheit, welche ein bedeutender Teil der Weltbürger immer noch negiert. Dies bestätigt er folgendermassen; ihre materialistische Anhänglichkeit gegenüber dem Ideal ethnischer Souveränität und Suprematie, Ausscheider zwischen Ethnie und Gerechtigkeit in der dekadenten Absicht, mit Überheblichkeit über die planetarischen Ressourcen zu herrschen, und das unter einer sehr sofistizierten Maske von Anhänglichkeit an das multiethnische Konzept des universalen Wesens. Seinen streng kontrollierten Nationalismus dosiert jeder ein wenig mit Unterschiedlichkeit als Beweis für Autochthone zur Glorifizierung erhöhten Nationalismus innerhalb der internationalen Familie, welche mit ihren Wurzeln tief ausserhalb gemeinsamer Interessen reicht. Diese sind mit Kosmopolit in der Synergie mit der Liebe zum Menschen festgelegt, worauf Begman in ihrer Schlussbeobachtung hinweist:
„All deine wunderbaren Eigenschaften, Besohn, die Liebe, welche du bedingungslos allen Wesen erweist, die Treue, Ausdauer, und über alles das Mitgefühl gegenüber den Schwachen, sind der Krug, worin die Weisheit der Grossväter fliesst sowie der Schlüssel, womit die Schatzkammer des Wissens geöffnet wird. Niemand ist in der Lage, die Lehre der Grossväter zu empfangen und zur Schatzkammer des Wissens zu gelangen, wenn er sein Herz nicht reinigt und diejenigen Eigenschaften entwickelt, über die du verfügst. Du gehst auf der Erde mit dem inbrünstigen Wunsch zu helfen, womit du diesen Faden eingewoben hast, der auf jene einwirken wird, die sich nach etwas Leuchtendem sehnen. In ihrem Herzen jedoch, tragen sie bewusst oder unbewusst immer noch die Eigenschaften der Dunkelheit. Darum sind sie nicht fähig diesen Wunsch mit der Weisheit der Grossväter zu erfüllen. Und du, Besohn, du bist dieser Weg. Und mit deiner Tat hast du ihn auch für alle anderen auf der ganzen Erde gebahnt.“
In der Absicht, in die Tiefe der Tragik der Ereignisse durchzudringen, die von der normalen Auffassung von Menschlichkeit, Freundschaft, Liebe, Wahrheit und Gerechtigkeit abweichen, verschweigt Begman mit der Philosophie des Erbes und mit der seit Jahrhunderten sorgfältig verborgenen Weisheit den eigenen Dialog mit der Gegenwart. Indem sie sich auf die Hinterlassenschaft der Grossväter beruft, die sich in die hohen Gebirge zurückgezogen haben, bestimmt sie für sich als Menschen wie auch als Künstlerin, dass der Faden historischer Erinnerung nicht verloren ist, und dass nach tragischen Erfahrungen die Reinigung kommt. Dies tut sie durch die Suche nach den verlorenen Wegen, auf welchen sie zu den Menschen gelangen will, indem sie dornige Bergabhänge neuer Bezeugungen rodet.
Es gibt keine Zukunft, mit der man die Vergangenheit ausradieren kann, so wie es die Autorin Samira Begman in ihrem Märchen ausrichten lässt. Ihre Kunst und Geschicklichkeit schriftstellerisch-philosophischer Überlegung und Hörensagens ist das Erbe der Zivilisation, welches die nationalen und staatlichen Grenzen überschreitet. Dabei bleibt es teilweise das kulturelle und familiäre Milieu, das Samira Begman offensichtlich in jungen Jahren als Künstlerin, Denkerin und überzeugte Weltbürgerin profilierte, immer und restlos konsequent der Tradition Räume, denen sie abstammt. Ohne ihre Ahnen und ihren Einfluss auf die Formierung einer Schichtpersönlichkeit sowie einer komplexen Sicht auf die Welt zu negieren, sind die Tradition und Mythologie ihres Heimatlands ein unversiegbarer Brunnen wertvoller Tat über die spezifische Philosophie des Aufstands gegen Irrtümer. Dies in einer Atmosphäre, die schwer eindeutig zu beschreiben ist und die zwischen der Ruhe im Annehmen des Schicksals und der Demut, aber entscheidender Empörung gegen die Unmenschlichkeit gegenüber Schwachen und Machtlosen sowie tragischen Vorurteilen oszilliert. Der erste entscheidende Krieg ist der Krieg mit sich selbst, weshalb Begman dem letzten Prinzen von Bosnien die Märchenrolle des Antihelden verleiht, der sich in einen Marienkäfer mit paranormalen Fähigkeiten transformiert, welche die Grenzen des Diesseits überschreiten. Der Triumph, der in diesem Krieg gegen sich selbst errungen wird, stellt die Grundlage dar für den Sieg auch in anderen Dimensionen der eigenen Existenz und des Seins. Dabei meidet die Autorin Samira Begman die ewige menschliche Falle, in die moralische Nomenklatur des Teufels und Gottes Willen einzuführen, wie sie das tun würden, was im Einklang mit ihren bewussten Zielen, unbewussten Idealen oder verzerrten Weltbildern steht.
Samira Begman: Dialog mit der Vergangenheit auf der Suche nach der Wahrheit über die Zukunft
Autorin: Zlata Zunić
„Der Weise spricht so viel, wie der Gesprächspartner versteht!“
Die neueste Saga über den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse von der Autorin Samira Begman reicht mit seinem historisch-poetischem Bach bis zu den Märchenzeiten des mittelalterlichen Bosniens. Dort, an der Dreiländergrenze der Welten, nistete sich die Philosophie ein von der religiösen Lehre über das Licht, das aus der Dunkelheit geboren wurde. Durch die Zuwendung zur Liebe und Güte, den Quellen der Schönheit vom Lebenswandel, führt uns Begman ein in eine bereits vergessene Welt der Verbannung von Dichotomie. Darin triumphiert das Gute als Prinzip der verfeinerten und melancholischen Dimension künstlerischer Suche nach den Schlüsseln des Glücks. Diese bleiben immer nur einen Fingerbreit über den Möglichkeiten des Menschen sich zu entscheiden, das Dilemma zu lösen, welchen Weg er wählen soll. Erst die subtile Rüge oder der unabsichtliche Fluch der Gerechten stellt die zerstörte Balance wieder her zwischen der Eitelkeit, der Grobheit und des Hochmuts auf der einen, sowie dem Gesetz über die kosmische Harmonie auf der anderen Seite. Diese Harmonie erhält im Universum das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit, Geburt und Sterben, Sterblichkeit und Unsterblichkeit, Materielles und Spirituelles.
Die Geschichte über den letzten bosnischen Prinzen findet im Heimatland der Autorin statt. Dort lebt immer noch der Geist des zoroastrischen Dualismus' von Mythen und Legenden. Diese handeln vom ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, gesprossen in der manichäischen Kultur vom mittelalterlichen Bosnien. Ihr Ideal ist vererbt und in der mentalen Struktur des Egos als subtile Dimension der Welt eingebaut. Diese Welt liegt ausserhalb der Sinneswahrnehmung, des Geistes und Intellekts, also auf dem Niveau der intuitiven Erkenntnis. Die allegorische Art, in der die Autorin schreibt, hat nicht selten die Architektur eines komplexen und tiefen Symbols, einer Personifizierung, einer erweiterten Metapher – die Architektur von Ereignissen am Rand des epischen Hörensagens, die ihre eigene Erkenntnis sind, durch eigene Erfahrung durchlebt, in turbulenten Zeiten historischer Brüche. Diesem entnimmt sie ihre ideell-philosophischen und moralischen Kriterien, welche sie in ihr eigenes Wertsystem umgiesst, woraus unerschütterliche Geistigkeit herauswächst. Mit dem Stil einer Kennerin der Kulturgeschichte dieser Räume, worüber alle Aufwallungen und Brüche von Kultur-, Ideologie- und Rassenbarrieren umbrachen in einen duldsamen Gang zu irgendwelchen anderen und vermenschlichten, aber mächtigeren Richtlinien der Zivilisation, kehrt Begman zurück zum ursprünglichen bosnischen Wesen und seiner Inkarnation der Güte als Hauptprinzip, welches nicht verschwunden, sondern erst vorläufig infolge der Ereignisse zu diesen verhängnisvollen Turbulenzen auf dem Balkan unterdrückt ist, um als bedeutsamer Faktor der avantgardistischen, neuzeitlichen, romantischen Poetik des Engagements der Autorin zu erscheinen.
Der Weg des Protagonisten in der Saga über den letzten bosnischen Prinzen bis zur Selbsterkenntnis ist durch einen schmerzhaften und duldsamen Prozess bedeckt, worin die eigene Grösse in sich zusammenfällt. Deswegen verwahrt er sich, wie noch kein Herrscher vor ihm, gegen seine Freunde und Familie, was der beendete prophezeite Fluch ist, der bei Überheblichen eintrifft. Dadurch transformiert sich die kosmische Zelle in ihr Gegenteil, und deshalb ist für eine neue Balance ihr Replizieren notwendig. Denn sie werden nur durch Strafe wieder Teil des Universums. Durch ihre Grobheit ist die Integrität der Persönlichkeit des Gerechten tief zerrüttet, so wie beim Bauernsohn Besohn. Als dieser den König Radischa sieht, wie er machtlose Tiere tötet und selber unbewusst sündigt, verflucht er den Gewalttäter, dass er sich in einen bedeutungslosen Marienkäfer verwandelt, wobei er sich nicht glücklich fühlt, als der Fluch einzutreffen beginnt. Das tiefe und wahrhaftige Gefühl der Konsternation begleitet ihn sogar auch nach der Begegnung mit Prinz Marienkäfer, der darauf besteht, ihm mit seinen besonderen Sinnen zu helfen, die Wahrheit und die Lehre zu erkennen. Denn Besohns Reinheit, Rechtschaffenheit und Mitgefühl führen ihn noch in jungen Jahren zum Meister Klaatsch, der ihn ins Geheimnis einweiht, dass das Böse nicht schaffen kann, sondern lediglich vergeudet. Dort macht Begman eine Mistral-Verbindung zwischen Vergehen, verkörpert in der Gestalt des letzten bosnischen Prinzen sowie in der Strafe, aufgrund welcher er seine eigene Mission entdeckt:
„Alles hat eine tiefere Bedeutung, selbst dann, wenn wir sie nicht erkennen und es uns scheint, als wäre alles von Übel. Die Trauer eines guten Menschen vereint sich einmal mit derjenigen eines bösen. Daraufhin erweicht das Herz des Übeltäters, und seine Leidenschaft wird besänftigt. Das Leid bringt das Glück hervor, aber nur dann, wenn man für sich und für andere nach dem Glück trachtet.“
In tiefer Resignation die unbegreifliche Diskrepanz zwischen dem Individuum und Universum verbildlichend, enthüllt uns die Autorin durch die Erzählung eines reifen Schöpfers die ewigen Wahrheiten über die Einsamkeit, Ohnmacht, Ungerechtigkeit durch die vergessene Prophezeiung, welche der Meister dem Besohn erzählt:
„Es wird die Zeit kommen, da werden die Menschen schwach und machtlos sein, so dass sie dem Einfluss himmlischer Körper von der dunklen Seite zufallen werden. Und ihr Verstand wird sich trüben und ihr Sehvermögen wird sich vermindern. Die Illusion wird das Wissen bedecken und die Sprachen verdunkeln, so wird niemand den anderen verstehen. Es werden die Pfeiler einstürzen, auf denen dieser himmlische Körper und diese Menschheit ruhen: Wahrheit, Reinheit, Gnade und Weisheit. Und es wird eine neue Menschheit auf den Pfeilern des Sieges, der Macht, des Reichtums und des Ruhms entstehen. Und dieser himmlische Körper wird abmessen, auf ihre Markierungen einschlagen und die abgetrennten Teile nach sich benennen. Aber der Teil auf seiner Kerbe, wo das Wasser des Lebens und der Allgegenwärtigkeit zusammenfliessen, wird nach dem Wasser benannt. Und für immer wird in dieser Erde alles zugegen sein, was auf diesem himmlischen Körper zusammengeflossen und verdampft ist, um ihm Mass und Spiegel zu sein.
Und wenn der entscheidende Kampf zwischen Gut und Böse geführt wird, werden sich die himmlischen Portale auch in der Erde öffnen, die den Namen trägt, der das Leben bedeutet. Dann wird sich das Wort erheben und die Macht des Schöpfens haben, genau wie jetzt. Dann werden sowohl die Menschen als auch die Geister auf dem gleichen Feld ernten, und jene, die nicht sehen, werden Wunder sehen.“
Der Kampf zwischen Gut und Böse ist eigentlich der Kampf unserer eigenen Lebenserfahrungen. Er ereignet sich aus dem Inneren, ist jedoch in die äussere Welt als Manifestation gesamter Taten oder Untaten projiziert. Eine der Hauptwaffen in diesem inneren Kampf sind die Identifikation und Interpretation, in welcher die Persönlichkeitstransformation durch Degradation oder positiver Progression stattfindet, worüber Begman in Form eines Dialogs überzeugender philosophischer Erzählung schreibt:
„Was, kannst du etwa Gedanken lesen?“
„Ja,“, antwortete Marienkäfer, „jeder Gedanke, Wunsch und jedes Gefühl stellen eine Kraft dar, die sich durch eigene Wellen, schallende Schwingungen und Farben ausdrückt. Das menschliche Auge kann diese Farben nicht sehen und das menschliche Ohr kann diese schallenden Schwingungen nicht hören. Doch instinktiv kann man diese Wellen spüren, aber ohne entwickeltes Gehör und Sehvermögen ist der Mensch nicht in der Lage sie zu erkennen. Diese Wellen trachten danach, sich mit Gleichem oder Ähnlichem zu vereinen. Dadurch werden sie noch stärker, und so schafft diese Kraft unsere Wirklichkeit.“
Soweit das Gedächtnis dieser Welt reicht, wird die Tugend an Sieg, Reichtum, Ruhm und Macht gemessen. Die Machtlosigkeit der Autorin infolge tragischer Ereignisse in der Heimat, mit Trauer und Verbitterung sowie eigenartiger Empörung, bleibt umhüllt von nebligen Erinnerungen an die Geschichten aus uralter Zeit über Bescheidenheit und Demut, welche im Wertsystem des New Age Paradigmas eine fast groteske Konnotation reinkarnierter neuzeitlicher Tugenden dekadenter Führungselite bekommen haben. Als Schriftstellerin, engagierte kulturelle Gesandte, komponiert Samira Begman eine völlig eigene Sicht auf die Welt, die sie durch einen hoch ethischen philosophischen Einschlag über das historisch festgelegte kollektive Bewusstsein und seiner Äquivalenz in persönlichen und sozialen Verhältnissen der Individuen gestaltet, durch subjektives Erkennen und Annehmen universaler Moralwerte. Vielleicht illustriert das am besten ihre Überlegung über Bosnien und den Bosniern, die verfluchten, anzündeten, vernichteten: Päpste, Kaiser, Könige, und die Überlebenden kehrten immer wieder zu ihrem Starrsinn zurück. Im Nachhinein formten sie einen relativ geschlossenen Verband, als Inseln in der Welt der Dauerdrohungen. Besonders wertvoll ist der Abschnitt, worin Besohn mit Marienkäfer als Begleiter Gesprächspartner zu finden versucht, denen er die Weisheit der Grossväter übermitteln würde, so lange wie er mit der Leidenschaft an seine Absichten gebunden ist, aus welchen Vortrefflichkeiten die Generationen auch sein mögen. Als er spürt, dass er von seiner Suche ermüdet, wendet sich Marienkäfer an Besohn, bereit die Wahrheit zu empfangen. Er erklärt ihm, dass der Mensch mit seinen Taten eine Spur in Raum und Zeit zurücklässt:
„Sie selbst haben es aufgeschrieben, mit ihrer Tat und ihrem Leben. Sie woben den Faden des vollendeten Menschen in die Qualität und in das Wesen dieses Planeten ein. Und er wird für alle Zeiten auf die Menschen wirken, die ihr Herz von den Eigenschaften der Dunkelheit gereinigt haben und danach trachten, die Fackel zu sein, die anderen leuchten wird.“
Die Autorin spricht nicht in der Sprache ethnischer, sondern moralischer und philosophischer Richtlinien. Damit bestätigt sie die Religion der Gleichheit, welche ein bedeutender Teil der Weltbürger immer noch negiert. Dies bestätigt er folgendermassen; ihre materialistische Anhänglichkeit gegenüber dem Ideal ethnischer Souveränität und Suprematie, Ausscheider zwischen Ethnie und Gerechtigkeit in der dekadenten Absicht, mit Überheblichkeit über die planetarischen Ressourcen zu herrschen, und das unter einer sehr sofistizierten Maske von Anhänglichkeit an das multiethnische Konzept des universalen Wesens. Seinen streng kontrollierten Nationalismus dosiert jeder ein wenig mit Unterschiedlichkeit als Beweis für Autochthone zur Glorifizierung erhöhten Nationalismus innerhalb der internationalen Familie, welche mit ihren Wurzeln tief ausserhalb gemeinsamer Interessen reicht. Diese sind mit Kosmopolit in der Synergie mit der Liebe zum Menschen festgelegt, worauf Begman in ihrer Schlussbeobachtung hinweist:
„All deine wunderbaren Eigenschaften, Besohn, die Liebe, welche du bedingungslos allen Wesen erweist, die Treue, Ausdauer, und über alles das Mitgefühl gegenüber den Schwachen, sind der Krug, worin die Weisheit der Grossväter fliesst sowie der Schlüssel, womit die Schatzkammer des Wissens geöffnet wird. Niemand ist in der Lage, die Lehre der Grossväter zu empfangen und zur Schatzkammer des Wissens zu gelangen, wenn er sein Herz nicht reinigt und diejenigen Eigenschaften entwickelt, über die du verfügst. Du gehst auf der Erde mit dem inbrünstigen Wunsch zu helfen, womit du diesen Faden eingewoben hast, der auf jene einwirken wird, die sich nach etwas Leuchtendem sehnen. In ihrem Herzen jedoch, tragen sie bewusst oder unbewusst immer noch die Eigenschaften der Dunkelheit. Darum sind sie nicht fähig diesen Wunsch mit der Weisheit der Grossväter zu erfüllen. Und du, Besohn, du bist dieser Weg. Und mit deiner Tat hast du ihn auch für alle anderen auf der ganzen Erde gebahnt.“
In der Absicht, in die Tiefe der Tragik der Ereignisse durchzudringen, die von der normalen Auffassung von Menschlichkeit, Freundschaft, Liebe, Wahrheit und Gerechtigkeit abweichen, verschweigt Begman mit der Philosophie des Erbes und mit der seit Jahrhunderten sorgfältig verborgenen Weisheit den eigenen Dialog mit der Gegenwart. Indem sie sich auf die Hinterlassenschaft der Grossväter beruft, die sich in die hohen Gebirge zurückgezogen haben, bestimmt sie für sich als Menschen wie auch als Künstlerin, dass der Faden historischer Erinnerung nicht verloren ist, und dass nach tragischen Erfahrungen die Reinigung kommt. Dies tut sie durch die Suche nach den verlorenen Wegen, auf welchen sie zu den Menschen gelangen will, indem sie dornige Bergabhänge neuer Bezeugungen rodet.
Es gibt keine Zukunft, mit der man die Vergangenheit ausradieren kann, so wie es die Autorin Samira Begman in ihrem Märchen ausrichten lässt. Ihre Kunst und Geschicklichkeit schriftstellerisch-philosophischer Überlegung und Hörensagens ist das Erbe der Zivilisation, welches die nationalen und staatlichen Grenzen überschreitet. Dabei bleibt es teilweise das kulturelle und familiäre Milieu, das Samira Begman offensichtlich in jungen Jahren als Künstlerin, Denkerin und überzeugte Weltbürgerin profilierte, immer und restlos konsequent der Tradition Räume, denen sie abstammt. Ohne ihre Ahnen und ihren Einfluss auf die Formierung einer Schichtpersönlichkeit sowie einer komplexen Sicht auf die Welt zu negieren, sind die Tradition und Mythologie ihres Heimatlands ein unversiegbarer Brunnen wertvoller Tat über die spezifische Philosophie des Aufstands gegen Irrtümer. Dies in einer Atmosphäre, die schwer eindeutig zu beschreiben ist und die zwischen der Ruhe im Annehmen des Schicksals und der Demut, aber entscheidender Empörung gegen die Unmenschlichkeit gegenüber Schwachen und Machtlosen sowie tragischen Vorurteilen oszilliert. Der erste entscheidende Krieg ist der Krieg mit sich selbst, weshalb Begman dem letzten Prinzen von Bosnien die Märchenrolle des Antihelden verleiht, der sich in einen Marienkäfer mit paranormalen Fähigkeiten transformiert, welche die Grenzen des Diesseits überschreiten. Der Triumph, der in diesem Krieg gegen sich selbst errungen wird, stellt die Grundlage dar für den Sieg auch in anderen Dimensionen der eigenen Existenz und des Seins. Dabei meidet die Autorin Samira Begman die ewige menschliche Falle, in die moralische Nomenklatur des Teufels und Gottes Willen einzuführen, wie sie das tun würden, was im Einklang mit ihren bewussten Zielen, unbewussten Idealen oder verzerrten Weltbildern steht.
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